Widersprüchlichkeiten

von 14 sarah

Wie in meinem letzten Blog berichtet bin ich wohlbehalten in meiner, für das nächste Jahr als solche zu bezeichnende, Heimatstadt Nueva Guinea gelandet. Schon in den ersten Tagen zeigte sich, dass sowohl der nicaraguanische Alltag als auch die Wahrnehmung und der Umgang mit der Umwelt anders ist. In meinen nächsten Erzählungen möchte ich daher von solchen Umweltangelegenheiten berichten, die ich entweder nicht nachvollziehen kann oder die ich als vorteilhaft gegenüber der deutschen Lebensweise erachte.


Wassertonnen

Plup, plup, plup . . . Beginnen wir mit dem Thema WASSER. Wasser spielt in Nicaragua eine wichtige Rolle. Warum? Der Hauptgrund ist die große Hitze sowie die eingeschränkte Verfügbarkeit v.a. in der Trockenzeit. Nicaragua liegt in der Zone der feuchten Tropen. Durch Abholzung und die Degradierung des Regenwaldes hat sich die Gesamtniederschlagsmenge jedoch bereits um 50% reduziert. Die Konsequenz dessen ist u.a., dass während der Tageszeit oder gelegentlich mehrere Tage lang kein fließend Wasser verfügbar ist. Trotz dessen spielt Körperhygiene und frische, saubere Kleidung eine außerordentliche Rolle. Kleidungsstücke werden maximal einen Tag getragen und anschließend mit Hand gewaschen. Geduscht wird in Anbetracht der Hitze ebenfalls mindestens einmal täglich und anschließend immer Deodorant und Parfum benutzt.


Waschmaschine

Um trotz des eingeschränkten Wasservorrats diese Hygienestandards einhalten zu können, verfügt jede Familie über einige Wassertonnen oder evt. einen Wassertank, mit Hilfe derer sie die „wasserlose Phasen“ überbrücken kann.

Für mich völlig unverständlich ist jedoch der völlig verschwenderische Umgang mit dem kostbaren Gut. Dazu gehören Aspekte wie:

  1. Die Kleidung zu waschen, auch wenn sie nicht schmutzig ist.
  2. Die Großzügigkeit mit der jedes EINZELNE Kleidungsstück gewaschen und gespült wird. Aus Gründen der Sparsamkeit würde ich stattdessen viele Kleidungsstücke gemeinsam in einem Behälter waschen.
  3. Waschmaschinen sind aus Kostengründen nur in sehr wenigen Haushalten zu finden (Ich habe bisher nur eine verrostete gesehen). Mithilfe dieser könnte jedoch einiges an Wasser, aber auch an Arbeitszeit gespart werden. (Zusatz: Wenn es sich eine Familie leisten kann, hat sie evt. eine waschmaschinenähnliche Maschine. Diese ist zweigeteilt. In dem einen Abteil werden für etwa zehn Minuten ca. 3kg Wäsche in Wasser bewegt. Anschließend wird sie ausgewrungen, manuell gespült und in die daneben liegende Schleuder getan.)

Spülbecken
    Ein weiterer verschwenderischer Umgang mit Wasser geschieht beim Küchenabwasch. Dieser wird unter der ständigen Hinzufügung von Seife, entweder unter dauernd fließend Wasser oder mit einer Schüssel schöpfend, erledigt. Wassermengen von min. 20-30 Litern pro Abwasch werden hier schnell verbraucht.
  1. Zu guter Letzt tropft in meiner Gastfamilie seit Wochen der Wasserhahn in der Küche im Sekundentakt. Ein „NO-GO“, wie ich finde! Deshalb habe ich, neben dem Ansprechen des Problems, temporär dafür gesorgt, dass das Wasser aufgefangen wird.

Es gibt jedoch auch positive Punkte, deren Nachahmung in Deutschland nicht verkehrt wäre. Es wird hier in den Tropen zum Beispiel für ALLES (Abwasch, Wäsche, Duschen und Co.) nur kaltes Wasser genutzt. Dies spart eine Menge Energie und schont somit die Umwelt.

Des weiteren wird das Toilettenpapier nicht in das WC sondern immer in einen daneben stehenden Behälter geworfen. Dies würde bei uns in Deutschland bestimmt einen nicht unerheblichen Teil an der Abwasserreinigung ersparen. Hierzulande ist der Grund jedoch das andersartige Toilettenpapier. Da es sich nicht - wie bei uns - im Wasser zersetzt, würde es die Toiletten verstopfen.

Hierbei stellt sich nun die Frage: Was passiert hierzulande eigentlich mit dem Abwasser? Dies sowie andere Widersprüchlichkeiten gibt es in einem nächsten Blog.
Bis bald.

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